versendet am 18.12.2024
Liebe Mitglieder, Partner*innen und Freund*innen des LAMSA,
ein intensives Jahr neigt sich dem Ende entgegen – ein Jahr, das große Herausforderungen für uns bereit hielt, uns ebenso aber auch wertvolle Erfahrungen brachte.
Ganz aktuell sind wir tief bewegt von den Ereignissen um den Sturz des syrischen Machthabers Assad. Freude und Erleichterung mischen sich mit der großen Ungewissheit für die Menschen in Syrien und dem Umgang damit in Deutschland. Die Lage in Syrien ist noch völlig unübersichtlich und die weitere Entwicklung unklar.
Rückblickend auf das Jahr mussten wir inmitten von gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Turbulenzen die ernüchternden Wahlergebnisse bei der Kommunalwahl in Sachsen-Anhalt und den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen beobachten. Die zunehmende Präsenz der AfD und die damit verbundene Bedrohung unserer demokratischen Werte sind besorgniserregend, insbesondere für Menschen mit Migrationsgeschichte, die in diesen schwierigen Zeiten besonders stark unter Druck stehen. Die Zunahme von Hass und Hetze gefährdet unser Zusammenleben in der Gesellschaft. Gerade deshalb ist und bleibt die Arbeit von LAMSA e.V. und unser Einsatz für Vielfalt, Toleranz und ein respektvolles Miteinander so wichtig.
Mit unserer Kampagne “Wir sind 7%” haben wir bei diesem Gegenwind dennoch überregionale Aufmerksamkeit erzeugen können und Menschen mit Migrationsgeschichte dabei unterstützt, die sich mit ihrer Expertise in die kommunale Politik einbringen möchten.
Im Herbst haben wir den Umzug in ein neues Haus in Halle gewagt. Neben einem neuen Bürostandort soll hier zukünftig ein sicherer Begegnungsort für Menschen mit Migrationsgeschichte und andere von Diskriminierung betroffene Gruppen entstehen. Haus & Hof bieten viele Gestaltungsmöglichkeiten. Erste Ideen haben wir auf dem Hoffest im Oktober gemeinsam mit vielen Gästen gesammelt, um das “Vielfaltszentrum” Wirklichkeit werden zu lassen. Für die Realisierung dieser Pläne benötigen wir dringend Ihre Unterstützung. Jeder Beitrag zählt, um unsere Arbeit fortzusetzen und die Vielfalt in unserer Gesellschaft zu fördern.
Ein weiteres Highlight war die jährliche Landeskonferenz im November in Halle. Gemeinsam mit unseren Gästen haben wir eine “Zukunftsvision 2034 für Sachsen-Anhalt” erarbeitet, in der Zuwanderung als Motor des Wandels betrachtet wird. Diese wurde als Pressemitteilung an die Öffentlichkeit geschickt. Diese Ideen müssen wir gemeinsam weiterentwickeln und umsetzen.
Mit Mut und Zuversicht möchten wir in das neue Jahr 2025 blicken. Es bleibt unsere Aufgabe, für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben zu kämpfen, auch wenn die Zeiten herausfordernd sind. Lassen Sie uns gemeinsam an einer positiven Zukunft arbeiten, in der jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft einen Platz hat.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien eine besinnliche Jahreszeit und einen hoffnungsvollen Start ins neue Jahr.
Herzliche Grüße,
Mamad Mohamad und das LAMSA-Team
Unsere Themen:
Am 29. Oktober öffnete LAMSA e.V. die Türen und lud zum ersten Mal in die neuen Räumlichkeiten in der nördlichen Innenstadt Halles ein. Der Innenhof war liebevoll dekoriert mit bunten Girlanden und Ballons, umgeben von den bunten Blättern der herbstlichen Bäume. Die Zeichnung eines Kindes an diesem Nachmittag zeigte das „LAMSA-Haus“ in genau diesen leuchtenden Farben.
Bereits im September erfolgte der Umzug von Geschäftsstelle und einer Vielzahl der Projekte in die Forsterstraße 42. Nun, wenige Wochen später, hatte LAMSA seine Mitglieder, Wegbegleiter*innen und Unterstützer*innen dazu eingeladen, Haus und Hof zu besichtigen. An diesem Nachmittag ging es vor allem um die Wahrnehmung und Vision der Gäst*innen. Im Zentrum stand die Frage: Wie kann man die Räumlichkeiten noch besser an die Bedürfnisse der Community anpassen? Dies gemeinsam zu visionieren, planen und gestalten bleibt eine wichtige Zukunftsaufgabe.
Von musikalischen Klängen wurden die Gäst*innen am 29. Oktober begrüßt, und durch die Düfte des Buffets in die neuen Räume geleitet. Durch die alte Garage des Hauses gelangten die Besucher*innen in die neuen Beratungsräume, in denen ein kleiner Teil der Geschichte und Arbeit des LAMSA e.V. zur Schau gestellt war. Der Tag war geprägt von herzlichen Begegnungen und dem Wiedersehen alter Bekanntschaften. So wurde der Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby von der Geschäftsführung herzlich empfangen, sowie der Oberbürgermeister von Halle, Egbert Geier, der sich von Mamad Mohamad durch die neuen Räume führen und über die geplanten Vorhaben erzählen ließ.
Neben anregenden Gesprächen und kulinarischen Leckerbissen des Buffets erwarteten die Gäst*innen verschiedene Aktivitäten zur Feier der Zusammenkunft. Das Team vom Projekt „Anhalts. (Anhaltspunkt)“ stellte den Teamgeist und das Geschick der Gäst*innen auf die Probe: In ihrem mitgebrachten Kooperationsspiel galt es, Holzklötze mithilfe bunter Schnüre im Team (mehr oder weniger erfolgreich) zu stapeln. Gleichzeitig lud das Projekt „DiV – Demokratie in Vielfalt“ zum kreativen Mitmachen ein. Mit bunten Stiften und Papier konnten die Gäst*innen ihre Träume und Visionen für die neuen gemeinschaftlichen Räume festhalten.
„Das Haus war ziemlich vermüllt, bevor wir hier eingezogen sind“, sagte Mamad Mohamad in seiner Ansprache. Es habe dem Haus eine Seele gefehlt, und diese möchte ihm das LAMSA – durch den Austausch und die kulturellen Begegnungen von Menschen – nun geben. „Sie sind nicht alleine“ lautet die Botschaft Mamad Mohamads an alle, die sich nach solch einem gemeinsamen Ort gesehnt haben. Die aktuellen Entwicklungen der Migrationspolitik sind alarmierend und lassen viele Menschen mit Migrationsgeschichte von Sachsen-Anhalt wegziehen. Die neuen Räumlichkeiten sollen ein sicherer Raum sein, der Mut macht und zeigt, dass es Unterstützung gibt.
Wie genau sieht diese Vision aus? Angedacht ist eine Art „Vielfaltszentrum“, das einen offenen Raum für Selbstbildung, Partizipation sowie kulturelle Begegnungen bietet und eine positive Strahlkraft über Halle hinaus haben soll. Durch die Kombination des nachhaltig genutzten Innenhofs mit den Innenräumen soll das über die Jahre aufgebaute Vertrauen der Community in einen gemeinsam genutzten Ort fließen. Ziel ist es, Menschen zu stärken, Barrieren abzubauen und ihnen dabei zu helfen, ihren Alltag selbstbestimmt zu gestalten.
Mit der Einweihung unseres neuen Standorts in Halle begannen sich Pläne für die Nutzung der neuen Räumlichkeiten zu entfalten. Aus diesen Ideen entwickelte sich die Vision eines „Vielfaltszentrums“. In unseren Beratungen äußern Menschen den Wunsch nach sicheren Rückzugsorten, die Schutz, Austausch und Empowerment im Alltag anbieten; ein Wunsch, der angesichts der politischen und sozialen Situation in Sachsen-Anhalt nur allzu nachvollziehbar ist.
Diesen Rückzugsort für Menschen mit Migrationsgeschichte möchten wir an unserem neuen Standort in Halle entstehen lassen. Das Vielfaltszentrum soll einen Raum für Austausch, Selbstbestimmung und Erholung von Menschen mit Migrationsgeschichte und andere von Diskriminierung betroffene Gruppen bieten. Um die Vision des Vielfaltszentrums zu verwirklichen, wenden wir uns an Sie, die Mitglieder, Partner*innen und Freund*innen des LAMSA.
Jede Spende – ob klein oder groß – trägt dazu bei, die Vision eines gemeinschaftlich gestalteten und genutzten Raums wahr werden zu lassen. Dieser Raum soll Menschen mit Migrationsgeschichte zugutekommen, und ihre Teilhabe sowie Sichtbarkeit in Sachsen-Anhalt weiter stärken.
Möchten Sie spenden? Das können Sie ganz einfach per PayPal an spenden@lamsa.de oder über den QR-Code. Alternativ können Sie über www.sozialspende.de/projekte/id/5634 mit dem Verwendungszweck „Spenden LAMSA e.V.“ eine beliebige Summe überweisen.
Wir danken Ihnen für die Unterstützung; zusammen können wir Teil einer positiven und stärkenden Veränderung in Sachsen-Anhalt sein.
Am 30. Oktober startete der Reisebus im Dessauer Zentrum zur Transferveranstaltung des Projekts „Anhalts. (Anhaltspunkt)“. Einige Netzwerk- und Beiratsmitglieder, die Antidiskriminierungsberatung sowie Geschäftsführung und Mitarbeiter*innen des LAMSA e.V. kamen zusammen, um zwei ausgewählte Unternehmen in der Region zu besuchen. Ziel der Reise: der Frage nachzugehen, wie Diskriminierung in der Arbeitswelt aktiv begegnet und werteorientierte Betriebskulturen gestärkt werden können.
Geschäftsführer Mamad Mohamed eröffnete die Fahrt mit einem Appell zur Praxisnähe; statt über die Situation der Fachkräfte mit Migrationsgeschichte zu theoretisieren, müsse man sich ein Bild vor Ort machen. Konkret stellten sie Fragen wie z.B. „Wie wirkt sich die strukturelle Diskriminierung im Berufsleben auf die Betroffenen aus? Wie lassen sich diese Strukturen wandeln?“.
Der erste Halt führte die Gruppe zum Seniorenheim „Wohnen & Pflege Henriette“ in Oranienbaum, wo sich das Projektteam mit der Einrichtungsleiterin Kathi Max, dem Pflegepersonal Frau Schumann und der Pfarrerin Frau Spieker in den Austausch über die Zusammenarbeit mit dem Projekt gekommen sind. Einrichtungsleiterin Kathi Max erzählte von der generellen Situation der Fachkräftegewinnung, vor der das Seniorenheim als Unternehmen in der Provinz steht.
Es sei in der Tat „eine Herausforderung, Menschen hierherzulocken“, erzählte Max. „Da es in jeder größeren Stadt Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser gibt, wo Fachkräfte arbeiten können, (…) wieso sollen sie nach Oranienbaum kommen?“. Insbesondere die schwache Verkehrsanbindung mache es schwer: „Wenn Schulferien sind, fahren die Busse nicht. Wenn Wochenende ist, fahren noch weniger Busse“. Die Folge: 12 Zimmer der Einrichtung sind nicht belegt, weil es an Fachkräften fehlt.
Zurückblickend erzählte Kathi Mac über das erste Zusammentreffen mit den Mitarbeiter*innen des Projekts „Anhalts. (Anhaltspunkt)“: Während des verzweifelten Versuchs im vergangenen Jahr potentielle Azubis und Fachkräfte auf einer Ausbildungsmesse für das Seniorenheim zu begeistern, traf Max auf Ksenia Kalchenko vom Projekt „Anhalts. (Anhaltspunkt)“. Diese zufällige Begegnung weckte schnell das Interesse für das Projekt „Anhalts.“. „Als das Projekt gestartet ist, haben wir noch keine Leute zu uns genommen, da wir wirklich noch am Hadern waren“, erzählte Max. „Wie können wir die Leute hier gut integrieren und was können wir überhaupt anbieten? Da waren wir zögerlich“ erzählte sie weiter. Doch es war ihr klar, „es wird unsere Zukunft sein, uns damit zu beschäftigen und die Teams darauf einzustimmen, dass wir auch Menschen aus anderen Nationen zu uns holen“. „Das kann man nur, wenn das Team es mitträgt und darauf eingestellt ist“. Max zeigten die letzten Jahre, wie wichtig der gegenseitige Austausch während der Integration internationaler Fachkräfte sei. Für eine gelungene Integration brauche es eine Begegnung auf Augenhöhe und Offenheit für die unterschiedlichen Lebenswege aller Menschen, nicht nur für diejenigen mit Migrationsgeschichte.
Nach den abschließenden Worten am Gesprächspodium führte die Exkursion weiter zur Brezelbäckerei Ditsch in Oranienbaum, wo Werkleiter Matthias Hartung die Gruppe empfing. Ditsch GmbH stellt sich dem neuen Partner LAMSA e.V. vor, mit dem Ziel, das Bewusstsein der diskriminierungssensiblen Betriebskultur voranzutreiben. Schnittmengen für eine Zusammenarbeit zwischen LAMSA e.V. und der Brezelbäckerei zu finden, war der Gedanke des Besuchs. Hartung hob die Bedeutung hervor, wie wichtig es sei, dass Sachsen-Anhalt ein klares Zeichen für die Integration und Vielfalt der Region setzt. Um sich mit dem Thema diskriminierungssensibler Haltung im eigenen Betrieb stärker auseinanderzusetzen, habe Hartung das Projekt Anhalts. aufgesucht.
Beide Einrichtung, die an diesem Tag besucht wurde, sind mit ganz unterschiedlichen Fragestellungen und Herausforderungen konfrontiert. Dennoch verbindet sie das Projekt „Anhalts.“ als beratender Partner. Die Projekt-Mitarbeiter*innen stehen mit ihrer Expertise an der Seite, um ein stärkeres Bewusstsein für diskriminierungssensible Betriebskultur auf Organisations-, Führungs- und Mitarbeiter*innenebene zu schaffen, sowie eine inklusive Arbeit zu ermöglichen.
Unter dem Motto „Gesellschaftlicher Klimawandel. Aktiv dagegen. Gemeinsam.“ stand die diesjährige Landeskonferenz des LAMSA e.V. im Zeichen der Frage, wie wir den aktuellen Entwicklungen in Sachsen-Anhalt begegnen können. Welche Auswirkungen haben die Ergebnisse der Europa- und Kommunalwahl 2024 auf uns? Wie können wir uns gegenseitig stärken und unterstützen, während uns die Ergebnisse der politischen Wahlen weiterhin alarmieren?
Die Zusammenkunft von etwa 50 Mitarbeiter*innen, Netzwerk- und Vorstandsmitglieder des LAMSA e.V. am 15. November markierte ein wichtiges Ereignis. Es war die erste Gelegenheit seit den Kommunalwahlen 2024, in einer gemeinsamen Runde über die Wahlergebnisse und deren Auswirkungen zu reflektieren. Sowohl Gefühle von Mut und Hoffnung als auch Enttäuschung und Wut wurden von den Teilnehmer*innen geteilt, die verdeutlichten, welche tiefgreifende Auswirkungen die Wahlergebnisse auf die Zukunftsperfektiven von Menschen mit Migrationsgeschichte in Sachsen-Anhalt haben.
Vorsichtig zuversichtlich versprach Staatssekretärin Susi Möbbeck dem LAMSA e.V. als der Interessenvertretung zugewanderter Menschen in Sachsen-Anhalt die Rückendeckung der Landesregierung: Das gesellschaftliche Klima können wir nur positiv beeinflussen, wenn wir uns „gegenseitig unterstützen und voneinander lernen“. Den Teilnehmer*innen war dennoch klar; es kommt nicht nur auf ihr Engagement an, sondern auch auf die Politik. Die Teilnehmer*innen hoben den Wunsch nach besserer Orientierung für politisch Engagierte und einer frühzeitigen Förderung des politischen Engagements hervor. Diese Wünsche und Aufforderungen fielen am Abend besonders ins Auge; sie wurden als Visionen für die Zukunft auf den Tischdecken verewigt. Wer bei den verschiedenen Notizen, Stickern und Symbolen in unterschiedlichen Farben genauer hinsah, konnte die Gemütslage der Teilnehmer*innen diesen Abend herauslesen. Inmitten der vielen Ideen und Visionen war die klare Botschaft: „Wartet nicht auf eure Einladung, geht hin!“.
Trotz der besorgniserregenden Entwicklungen in Sachsen-Anhalt setzte Alexander Dexbach in seinem Vortrag einen pragmatischen Impuls. Obwohl - oder gerade weil - Migration das Dauerthema aller Parteien ist, sieht er darin eine große Chance, mitzureden. Statt die „Angstagenda zu verstärken“, plädierte er für eine positive Gegenerzählung; die Zahlen sprechen schon längst für Deutschland als Zuwanderungsland. Migrant*innen sind kein außenstehender Teil der deutschen Gesellschaft, sondern die deutsche Gesellschaft. Dexbach regte dazu an, zu zeigen, „was alles geschafft worden ist“, die Themen zu setzen und die eigene Position einzunehmen. Es komme mittlerweile auf die konkrete, kleinteilige, politische Arbeit vor Ort an; das Engagement von Menschen mit Migrationsgeschichte werde mehr gebraucht denn je.
Wie werden wir auf die politische und soziale Situation der Migration in Deutschland in ein paar Jahrzehnten zurückblicken? Werden wir in der Lage sein, stolz davon zu erzählen, was alles geschafft worden ist? Um eine kollektive Vision der Zukunft zu entwickeln, stellten sich die Teilnehmer*innen gemeinsam die Frage „Wie wünschen wir uns unsere Zukunft in Sachsen-Anhalt?“. Die Rahmenbedingungen der Visionen waren bewusst offen und grenzenlos gelassen.
Die festgehaltenen Visionen wurden in einen Text zusammengefasst und als Pressemitteilung unter dem Titel „Zuwanderung als Motor der Gesellschaft“ am darauffolgenden Montag durch des LAMSA e.V. veröffentlicht. Mit dem Text wollen wir nicht nur Verwirrung stiften“, so Mohamad, „sondern eine Botschaft nach außen schicken: wir gehen nicht, wir gestalten mit“.
Zukunftsvision für Sachsen-Anhalt 2034
In den vergangenen zehn Jahren hat sich Sachsen-Anhalt zu einem leuchtenden Beispiel für die positiven Auswirkungen von Zuwanderung in Deutschland entwickelt. Einst von Abwanderung und demografischem Wandel geprägt, erlebt das Bundesland heute eine Renaissance, die in vielen Bereichen spürbar ist.
Die Wirtschaft Sachsen-Anhalts hat in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Dank der Zuwanderung von Fachkräften aus aller Welt konnten zahlreiche Unternehmen ihre Innovationskraft steigern. Besonders in den Bereichen erneuerbare Energien, Informationstechnologie und Biotechnologie hat das Bundesland an Bedeutung gewonnen. Die Ansiedlung internationaler Start-ups und die Gründung neuer Unternehmen durch Migranten haben zudem zur Schaffung tausender Arbeitsplätze beigetragen.
Ein Paradebeispiel ist die Stadt Bitterfeld-Wolfen, die sich von einer ehemaligen Industriestadt zu einem Zentrum für grüne Technologien entwickelt hat. Hier arbeiten heute Ingenieure aus über 30 Nationen an Projekten, die weltweit Beachtung finden. „Die Vielfalt der Perspektiven und Erfahrungen hat uns geholfen, innovative Lösungen zu entwickeln“, erklärt Dr. Amina El-Sayed, die aus Ägypten stammende Leiterin eines erfolgreichen Solarenergieunternehmens.
Neben den wirtschaftlichen Vorteilen hat die Zuwanderung auch das kulturelle Leben in Sachsen-Anhalt bereichert. Städte wie Halle und Magdeburg sind heute kulturelle Schmelztiegel, in denen internationale Festivals, Kunstausstellungen und kulinarische Märkte das Stadtbild prägen. Die jährliche „Woche der Vielfalt“ in Halle zieht Besucher aus ganz Deutschland an.
Die Integration der Zuwanderer wurde durch gezielte Bildungs- und Sozialprogramme gefördert. Schulen und Kindergärten setzen auf interkulturelle Bildung, um den Kindern von Anfang an ein Verständnis für Vielfalt zu vermitteln. „Unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, in der Vielfalt die Norm ist. Das ist eine große Chance für die Zukunft“, sagt Petra Müller, Schulleiterin einer Grundschule in Magdeburg.
Zuwanderung hat auch dazu beigetragen, den demografischen Herausforderungen in Sachsen-Anhalt zu begegnen. Während viele ländliche Regionen in der Vergangenheit unter Bevölkerungsschwund litten, erleben sie nun eine Wiederbelebung. Neue Bewohner haben leerstehende Häuser renoviert, die Schulen verzeichnen wieder steigende Schülerzahlen.
Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt hat frühzeitig die Weichen für eine erfolgreiche Integration gestellt. Durch die Förderung von Sprachkursen, beruflicher Weiterbildung und interkulturellem Dialog wurde ein Umfeld geschaffen, in dem Zuwanderer willkommen sind und sich entfalten können. „Zuwanderung ist kein Problem, das gelöst werden muss, sondern eine Chance, die wir nutzen sollten“, betont Ministerpräsidentin Lisa Becker.
Der gesellschaftliche Dialog über die Vorteile der Zuwanderung hat dazu beigetragen, Vorurteile abzubauen und den Zusammenhalt zu stärken. Bürgerinitiativen und Vereine engagieren sich aktiv für ein harmonisches Miteinander und fördern den Austausch zwischen den Menschen unterschiedlicher Herkunft.
Sachsen-Anhalt zeigt eindrucksvoll, wie Zuwanderung als Motor für wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Fortschritt wirken kann. Das Bundesland hat es geschafft, aus Herausforderungen Chancen zu machen und sich als Vorreiter für eine gelungene Integration zu positionieren. Die Erfolgsgeschichte Sachsen-Anhalts könnte als Modell für andere Regionen in Deutschland und Europa dienen, die vor ähnlichen demografischen und wirtschaftlichen Herausforderungen stehen.
Im März 2024 wurde das Projekt „EmISA – Empowerment und Inklusion in Sachsen-Anhalt“ fortgesetzt. Ziel des Projekts ist es, Drittstaatsangehörigen mit Behinderungen und psychischen Problemen den Zugang zu bestehenden Unterstützungsangeboten zu ermöglichen. Zu den Schwerpunkten des Projekts gehören Themen wie Eingliederungshilfe, die Beantragung von Pflegeleistungen sowie die Vermittlung passender ärztlicher Behandlungsangebote. Darüber hinaus findet psychosoziale Beratung statt, um Betroffene zum Beginn der Therapie zu unterstützen.
Langfristig soll die Zielgruppe in ihrer Selbstwirksamkeit gestärkt und nachhaltig empowert werden. Die Berater*innen begleiten die Teilnehmer*innen dabei, den Zugang zu Unterstützungsangeboten zu erhalten, während sie gleichzeitig ihre Selbstbestimmung und Handlungsfähigkeit fördern. Dafür sorgt das Projekt in Form von kostenlosen Beratungen an den Standorten des LAMSA e.V. in Magdeburg, Dessau, Halle (Saale) sowie online. Zudem stellt das Projekt barrierearmes Informationsmaterial zu den Hilfsangeboten in Sachsen-Anhalt zur Verfügung. Dabei wird besonderer Fokus auf mehrsprachige Inhalte gerichtet, die unter anderem Themen wie psychische Erkrankungen, Selbsthilfe und Unterstützung in der Beantragung von finanziellen Leistungen abdecken.
Im Rahmen des Projekts finden regelmäßige Selbsthilfetreffen statt, die den persönlichen Austausch der Teilnehmer*innen fördern und den Gemeinschaftsgedanken stärken sollen. Im Sinne des übergeordneten Ziels des Empowerments werden hierbei die besonderen Erfahrungswerte der Zielgruppe berücksichtigt. So entwickelt sich die Empowerment-Arbeit der Berater*innen angemessen und bedarfsgerecht weiter.
Elena Schulze, Beraterin im Projekt, erzählt von der Notwendigkeit des Projekts: „Menschen mit Behinderung und Migrationsgeschichte, aber auch mit Fluchterfahrungen, sind eine sehr vulnerable Gruppe, die ein besonderes Augenmerk und Unterstützung benötigt“. Die Merkmale sind gesundheitlicher, sozialer (z.B. Fluchterfahrungen) und gesellschaftlicher (Diskriminierungserfahrungen) Natur. Diese Gruppen brauchen ein „kultursensibles Vorgehen und besondere Unterstützung“, sagt Schulze.
Mit dem Projekt wünsche sie sich, in der heutigen „negativen, egoistischen und teilweise aggressiven“ gesellschaftlichen Entwicklung, ihren Beitrag „zur Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen“ leisten zu können. „Menschen mit Behinderung und Migrationserfahrung nehmen die Hilfe und Unterstützung mit Dankbarkeit an“, erzählt Schulze, „außerdem erfüllt es mich mit Freude, wenn die Probleme und Fragen meiner Klient*innen zum Positiven hin gelöst werden“.
LAMSA lädt dazu ein, die Weiterentwicklung und Aktivitäten des Projekts aktiv zu verfolgen. Für mehr Informationen über das Projekt, gehen Sie auf „Projekte“ auf unserer Website www.lamsa.de.
Aktuelle Stellenangebote entnehmen Sie bitte hier.
Aktuelle Termine im LAMSA-Veranstaltungskalender finden Sie hier.
Eine Zusammenstellung der versendeten Pressemitteilungen finden Sie hier-
Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) e.V.
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Vorstandsvorsitzende: Elena Herrmann
Geschäftsführer: Mamad Mohamad
Redaktion: Dylan Dahlberg, Judith Brademann, Mika Kaiyama (V.i.S.d.P.)
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Redaktionsschluss: 15.12.2024