Juli 2024

versendet am 03.07.2024


Liebe Mitglieder und Freunde, liebe Unterstützer*innen des LAMSA e.V.,

seit unserem letzten Newsletter hat sich viel getan – bei LAMSA, aber auch gesamtgesellschaftlich. Die Ergebnisse der Kommunal- und Europawahlen sind ernüchternd und zeigen uns auf dramatische Weise, wie wichtig unsere Arbeit nicht nur für Menschen mit Migrationsgeschichte, sondern für unsere gesamte Gesellschaft ist. Die – noch nicht absehbaren – Auswirkungen dieser Wahlergebnisse betreffen alle Menschen!

Um im politischen Kontext zu bleiben – das LAMSA-Projekt MigKomm (Mehr Migrant*innen in kommunale Räte Sachsen-Anhalts) hatte es sich seit letztem Jahr zum Ziel gesetzt, den Anteil von Kandidat*innen mit Migrationsgeschichte in den kommunalen Vertretungen zu erhöhen, denn politische Teilhabe ist eines unserer Ziele! Alle Menschen, die in Sachsen-Anhalt leben, sollten ihre Interessen auf der politischen Ebene auch vertreten finden. Lesen Sie hier, was daraus geworden ist.

Die Entwicklungen, die ihren Ausdruck so sichtbar in den Wahlergebnissen gefunden haben, sind schon länger spürbar, Anfeindungen, Hass und Hetze nehmen zu. Um über diese besorgniserregende Lage zu diskutieren, trafen sich bereits im April Vertreter*innen des LAMSA e.V. mit dem Ministerpräsidenten Dr. Reiner Haseloff. Zentral waren Überlegungen, wie sich Sachsen-Anhalt unter dem demografischen Wandel und Migrationsdebatten attraktiver gestalten lässt. Flächendeckender Fachkräftemangel und das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz erfordern schnelle und wirksame Lösungen.

Dieser Newsletter hält noch Einiges mehr bereit und wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre!

Ihre
Elena Hermann, Vorstandsvorsitzende, und Mamad Mohamad, Geschäftsführer,
sowie das Team des LAMSA e.V.


Unsere Themen:


Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt – weiterhin wenig Vielfalt in den kommunalen Vertretungennach oben

Auch wenn mittlerweile etwa acht Prozent der in Sachsen-Anhalt lebenden Menschen eine Migrationsgeschichte haben, so sind sie auf politischer Ebene nach wie vor unterrepräsentiert. Ihre Perspektiven fehlen, wenn Politik gemacht wird.

LAMSA hat es sich zur Aufgabe gemacht, dies zu ändern und die Repräsentation von Menschen mit Migrationsgeschichte in kommunalen Vertretungen in Zukunft zu erhöhen. In diesem Jahr haben Sachsen-Anhalt-weit etwa 15 bis 20 Kandidat*innen mit Migrationsgeschichte in ihrer Gemeinde oder ihrer Stadt bei der Kommunalwahl am 9. Juni kandidiert – mehr als je zuvor. Einige dieser Kandidat*innen konnte LAMSA in den vergangenen Monaten im Rahmen des Projekts „Mehr Migrant*innen in kommunale Räte Sachsen-Anhalts“ kennenlernen und mittels verschiedener Maßnahmen unterstützen.

Die Ergebnisse der jüngsten Wahlen waren jedoch ernüchternd: Eine rechte Partei ist vielerorts zur stärksten Kraft geworden, während Mandatsträger*innen mit Migrationsgeschichte weiterhin faktisch nicht existieren. Von den Kandidat*innen mit Migrationsgeschichte, die LAMSA in den letzten Monaten begleitet hat, ist es lediglich Undra Dreßler aus Burg gelungen, für eine sozialdemokratische Partei ein politisches Mandat im dortigen Stadtrat zu erringen.

In den beiden bevölkerungsreichsten Städten Magdeburg und Halle, wo der Anteil an Menschen mit Migrationsgeschichte um die 15 Prozent beträgt, wird jedoch niemand von ihnen im jeweiligen Stadtrat vertreten sein.

Dennoch: Menschen mit Migrationsgeschichte sind Teil unserer Gesellschaft. LAMSA wird sich auch weiterhin aktiv dafür einsetzen, dass diese Menschen in Sachsen-Anhalt bleiben und mehr Vielfalt in die politischen Ebenen bringen. Und auch wenn es viele Kandidat*innen mit Migrationsgeschichte dieses Mal nicht in die kommunalen Vertretungen geschafft haben, so wollen sie ihr Engagement trotzdem fortsetzen und sich auch künftig für ihre Themen und Visionen einsetzen.

Welche dies zum Beispiel sind, sehen Sie auf unserem Youtube-Kanal:


Treffen des Ministerpräsidenten Dr. Reiner Haseloff mit Vertreter*innen des LAMSA e.V. am 2. April 2024nach oben

Der Ministerpräsident des Landes, Herr Dr. Reiner Haseloff, empfing am 2. April 2024 in der Staatskanzlei in Sachsen-Anhalt eine 20-köpfige Delegation aus unterschiedlichen Migrant*innenorganisationen. Anlass dafür war die negative gesellschaftliche Entwicklung in den letzten Monaten, die uns sehr besorgt stimmt. In Sachsen-Anhalt leben im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt weniger als 1% der Menschen mit Migrationsgeschichte. Laut Jahresbilanz des Innenministeriums Sachsen-Anhalts ist die Zahl der Übergriffe auf Menschen mit Migrationsgeschichte im letzten Jahr um ein Drittel gestiegen. Dabei fand fast jede vierte Gewalttat bundesweit in Sachsen-Anhalt statt, obwohl hier so wenige Menschen mit Migrationsgeschichte leben! Die Jahresbilanz der Opferberatung 2023 verzeichnete zudem 49 Verletzte aus rassistischer Motivation. Im Vergleich dazu leben in Nordrhein-Westfalen etwa 25% Menschen mit Migrationsgeschichte und es gab „lediglich“ 15 Verletzte durch rassistisch motivierte Gewalt. Dies bedeutet, dass Menschen mit Migrationsgeschichte in Ostdeutschland mehrfach gefährdet sind.

Die gesellschaftlichen Werte sind in Gefahr. Unsere Gesellschaft basiert auf einer Vielzahl von Werten, die als Grundlage für eine funktionierende, demokratische und pluralistische Gesellschaft dienen. Dazu gehören individuelle Freiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Gerechtigkeit, Respekt, Integrität, Solidarität, Demokratie und der Schutz von Menschenrechten, die für ein friedliches Zusammenleben unverzichtbar sind. Der Ministerpräsident setzte beim Gespräch in der Staatskanzlei ein klares Signal, dass Diskriminierung und Rassismus keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Er nahm sich viel Zeit für einen vertieften Austausch mit Vertreter*innen der Migrant*innenorganisationen.

Es ist ein Zeichen der Hoffnung, dass in den Städten und Dörfern Sachsen-Anhalts Menschen (häufig erstmals) auf die Straße gehen, um ein klares Zeichen für Vielfalt, Demokratie und Solidarität zu setzen und zu zeigen, dass sie an der Seite der 182.000 Menschen stehen, die aus anderen Nationen in unser Bundesland gekommen sind. Diese Demokratieoffensive mit den vielen neu entstandenen oder revitalisierten Bündnissen verdient Anerkennung und Einbindung durch das Land. Im Gespräch mit dem Ministerpräsidenten und der Staatssekretärin Susi Möbbeck aus dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung sowie Staatssekretär im Innenministerium, Klaus Zimmermann, wurden folgende Themen diskutiert: Garantie der Grundwerte, Wirkung gegen rechtsextreme Ideologien, Einbindung der Zivilgesellschaft, Stärkung von Minderheitenrechten und die Fokussierung auf ländliche Räume, aber auch die gemeinsame Anstrengung bei der Zukunftsgestaltung des Landes.

Das Gespräch war sehr intensiv und auf Augenhöhe, und als Ergebnis werden wir gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten und seinem Team sowie mit Ministerien einen Workshop zum Thema "Wie können wir die Menschen im Land willkommen heißen und welche Herausforderungen müssen wir gemeinsam meistern?" durchführen. Sachsen-Anhalt soll ein Ort für alle sein, und alle sind willkommen!


LAMSA bewegt: Wie das Projekt UPB einer Familie in Not helfen konnte nach oben

Familie Yanik lebte mit ihren drei Kindern in einem kleinen Dorf in der Ukraine. Die älteste Tochter B. ist kognitiv beeinträchtigt und querschnittsgelähmt. Sie wurde von der Mutter hauptsächlich allein betreut, da der Vater auf Baustellen im Land arbeitete und nur selten zu Hause war. Die Familie erhielt für ihre älteste Tochter kaum Unterstützung, sie konnte nicht zur Schule gehen und medizinische Hilfe zu erhalten, war schwierig bis unmöglich. Als nun der Krieg 2022 das Land erschütterte, änderte sich das Leben der Familie dramatisch. Sie trafen eine schwere Entscheidung, ließen alles zurück und begaben sich auf eine Reise ins Ungewisse. Familie Yanik flüchtete unter schwierigen Umständen mit ihren drei Kindern nach Deutschland und begann ihr neues Leben in Halle (Saale).

Hier wandten sie sich an das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt, in der Hoffnung, Hilfe für ihre Anliegen zu erhalten. Als passende Anlaufstelle zeigte sich das Projekt „Ukraine: Hilfe bei Behinderungen und psychischen Problemen (UBP)” des LAMSA e.V., das Geflüchtete aus der Ukraine bei den Themen Behinderung und psychischen Problemen unterstützte. Ina Wiederkehr, die Beraterin des Projekts, setzte sich entschlossen und mit viel Herz dafür ein, ihnen zu helfen. Sie koordinierte die verschiedenen Hilfsmaßnahmen und stellte sicher, dass Familie Yanik die nötige Unterstützung erhielt. Ebenso organisierte sie unter anderem einen Schulplatz für die Tochter und kümmerte sich um die Essensversorgung und Essensgeldbefreiung in der Kita der Geschwister, um die Familie zu entlasten.

Von der überragenden Hilfe überwältigt erzählte Frau Yanik: „Ich hätte nie gedacht, dass sowas in Deutschland möglich wäre“.

Eine weitere Herausforderung war der Transport der drei Kinder, eines speziellen Kinderautositzes und des Rollstuhls. Ein größeres Auto wurde benötigt, doch dafür fehlten die finanziellen Mittel. Es war ein langer Weg und viele Stiftungen wurden um Hilfe gebeten. Drei Monate später, im Juli 2023, war es dann soweit und es gab die erste Spendenzusage von Bild Hilft e.V. Voraussetzung war jedoch, innerhalb eines Jahres noch weitere Förderer zu finden. So folgten im Dezember und Januar auch die Zusagen von der Andreas Gärtner-Stiftung und der Bundesstiftung Kinderhospiz.

Im Rahmen des UBP-Projekts konnte Familie Yanik so umfassend geholfen werden. Im Normalfall wären viele Behördengänge und Beratungsstationen nötig gewesen. „Eine so intensive Hilfeleistung ist leider nur in Einzelfällen möglich, da die Ressourcen begrenzt sind“, resümiert Ina Wiederkehr und betont: „Ohne die großartige Mitwirkung und Eigeninitiative der Eltern wäre eine Aktion in diesem Rahmen nicht umsetzbar gewesen.“ Dank dieser Hilfe kann Familie Yanik nun wieder einen normalen Alltag führen, mit den Kindern, versorgt in Kita und Schule, während die Eltern Deutschkurse besuchen. In einem emotionalen Brief bedankte sich der Vater der Familie mit den Worten: „Wir danken allen Teilnehmern, die direkt oder indirekt zu dieser Hilfsaktion beigetragen haben, und wünschen ihnen viel Gesundheit, Erfolg bei allen Vorhaben und Gottes Segen!“.


Sprachmittlung im gesundheitlichen Bereich spezialisiert – LAMSA erhielt Förderbescheid am 2. Februar nach oben

Staatssekretärin Susi Möbbeck, Integrationsbeauftragte der Landesregierung überreichte Aram Badr, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des LAMSA e.V., einen Fördermittelbescheid über 395.000 EUR für die Sprachmittlung im Gesundheits- und Pflegebereich. Sie betonte: „Gelingende Kommunikation ist der Schlüssel für eine gute und effiziente Gesundheitsversorgung. Mit dem Angebot der Sprachmittlung wollen wir Patient*innen helfen, wenn sie bei Gesprächen in den Bereichen Gesundheit und Pflege Unterstützung benötigen. Gleichzeitig werden die stark geforderten Beschäftigten des Gesundheitswesens entlastet. Sprachmittlung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem barrierefreien Zugang zum Gesundheits- und Pflegesystem.“ Seit Januar koordiniert das Projekt qualifizierte Sprachmittlung für alle Sprachen. Mit den zusätzlichen Ressourcen kann nun besser auf den kontinuierlich steigenden Bedarf reagiert werden.

„Sprachmittlung ist eines der wichtigsten Instrumente zur Teilhabe, Verständigung und Gleichberechtigung für Migrant*innen in Sachsen-Anhalt, besonders im Bereich der Gesundheitsversorgung. Durch die Sprachmittlung können Doppel- oder Fehlversorgung vermieden und Aufklärungsgespräche vor Operationen professionell begleitet werden“, sagte Mamad Mohamad, Geschäftsführer des LAMSA e.V.

Mit der Förderung konnten seitdem nun landesweit qualifizierte Dolmetscher*innen im Bereich Gesundheitssprachmittlung ihre Arbeit aufnehmen. Wir freuen uns über diese wichtige Erweiterung des Sprachmittlungsangebotes in Sachsen-Anhalt, die von vielen Betroffenen gewünscht wurde.


Unsere Mitgliedsorganisation 'Dialog e.V.' feierte am 24. Januar 2024 20jähriges Bestehen - Herzlichen Glückwunsch!nach oben

20 Jahre Deutsch-Russischer Arbeitskreis „Dialog“ e.V. – dieses Jubiläum galt es am 24. Januar 2024 in Dessau gemeinsam zu feiern!* Unsere LAMSA-Mitgliedsorganisation ist damit etwa fünf Jahre älter als LAMSA selbst. Seit seiner Gründung im Jahre 2004 fördert der „Dialog e.V.“ gemäß seiner Satzung den „kontinuierlichen und nachhaltigen Dialog zwischen Deutschen und Zugewanderten aus der ehemaligen Sowjetunion“.

Die Jubiläumsveranstaltung im Sozial-Kulturellen Frauenzentrum in Dessau, an der gut dreißig Personen teilnahmen, bot eine gute Gelegenheit, gemeinsam auf 20 Jahre Vereinsarbeit zurückzublicken und sich zu erinnern, aber auch gleichzeitig die Zukunft ins Visier zu nehmen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch die Vereinsvorsitzende Tatjana Schewtschenko eröffnete der Laienchor des Frauenzentrums das Rahmenprogramm. In ihrer folgenden Ansprache erinnerte Tatjana Schewtschenko an das langjährige ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder. Sie und andere Wegbegleiter*innen des Vereins berichteten von der guten Zusammenarbeit mit städtischen Institutionen, anderen Initiativen und Einzelpersonen. Die Verleihung des Integrationspreises des Landes Sachsen-Anhalt im Jahr 2014 war ein Höhepunkt. In Zusammenarbeit mit dem LAMSA e.V. wirkte der „Dialog e.V.“ an der erfolgreichen Umsetzung z.B. des Patenschaftsprojekts "Menschen stärken Menschen" in Dessau mit. Letzteres war insbesondere während der Corona-Zeit für viele Menschen von großer Bedeutung. Eine Präsentation mit zahlreichen Bildern und Videosequenzen untermalte die Beiträge der Redner*innen. Für die nahe Zukunft sind weitere Unternehmungen geplant, zum Beispiel der Besuch der „FrauenOrte – Frauengeschichte in Sachsen-Anhalt“ im Frühjahr 2024.

Im Anschluss konnten sich die Gäste am Buffet stärken und in den ausgestellten Fotodokumentationen über die Höhepunkte der Vereinsarbeit informieren.

Wir wünschen dem Deutsch-Russischen Arbeitskreis „Dialog e.V.“ alles Gute und viel Kraft für die weitere Vereinsarbeit!

* Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde leider erst nach Erscheinen des letzten Newsletters fertiggestellt.


Das LAMSA-Team gedenkt des rassistischen Anschlags in Hanau vom 19. Februar 2020nach oben

Vier Jahre sind seit dem 19. Februar 2020 vergangen – der Tag, an dem neun Menschen in Hanau durch einen rassistisch motivierten Anschlag ermordet wurden. Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov – ihre Leben wurden an diesem Tag abrupt durch eine unvorstellbare Gewalttat beendet. Auch das Leben ihrer Angehörigen änderte sich an diesem Tag unumkehrbar. Sie alle wurden Opfer von Intoleranz, Hass und Gewalt.

Das Team des LAMSA e.V. traf sich am 19. Februar 2024 in Halle zu einer Mitarbeitenden-Runde. Alle – nahezu 50 – Kolleg*innen ließen von sich ein Foto machen, in der Hand einen Namen der neun Opfer von Hanau. Gemeinsam brachte das LAMSA-Team in Form einer Fotocollage in den Sozialen Medien zum Ausdruck: Wir werden ihre Namen nicht vergessen! Wir werden ihre Namen immer wieder sagen! Wir werden uns gemeinsam gegen Rassismus und Diskriminierung, gegen Hass und Gewalt einsetzen.


Veranstaltung zum Thema „Frauen. Flucht. Diaspora – die andere Perspektive“ am 28. Februar im Bundeskanzleramt in Berlinnach oben

Im Zusammenhang mit dem Weltfrauentag waren am 29. Februar 2024 zahlreiche Frauen mit Fluchterfahrung in das Bundeskanzleramt eingeladen. Auch zwei Teamkolleginnen aus dem LAMSA e.V. folgten der Einladung von Staatsministerin Reem Alabali-Radovan. In ihrer Begrüßungsrede betonte diese, dass sie den Ort der Veranstaltung bewusst gewählt habe: „Dieses Haus ist offen für Ihre Geschichten“. Für eine unserer Kolleginnen war dieser Besuch ein Moment, ihre eigene Flucht aus der Ukraine im Februar 2022  aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Die Teilnehmerinnen berichteten von persönlichen Erfahrungen und ihren Wegen der Integration in die deutsche Gesellschaft. So ging es immer wieder um Themen wie Verletzlichkeit von geflohenen Frauen, Risiken, denen sie ausgesetzt sind, einschließlich sexueller Gewalt, aber auch um ihre große Stärke und Flexibilität, wenn es um Integration geht. Als Ziel formulierte die Staatsministerin, mehr Möglichkeiten für Frauen aus verschiedenen Ländern, unabhängig von ihrer Hautfarbe und Herkunft, zu schaffen, um sich in die Gesellschaft, den Arbeitsmarkt und das soziale und politische Leben zu integrieren.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion beeindruckte besonders Fatuma Musa Afrah aus Kenia mit einer sehr emotionalen Rede. Auch Podiumsteilnehmerinnen aus dem Iran, Afghanistan, Syrien und der Ukraine erzählten ihre Geschichten von Flucht und Ankommen. Die Journalistin und Buchautorin Isabel Schayani las Auszüge aus ihrem Buch vor.


Aktionstag am 9. März 2024 auf dem Dessauer Marktplatznach oben

Zum Gedenken an die Zerstörung der Stadt Dessau am 7. März 1945 lud das zivilgesellschaftliche Netzwerk Gelebte Demokratie am 9. März dieses Jahres zu einem Aktionstag auf den Marktplatz in Dessau ein. Gemeinsam mit zahlreichen Akteur*innen der Stadtgesellschaft setzte auch LAMSA e.V. ein deutliches Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit. Neben anderen Vereinen, Institutionen und Initiativen war LAMSA mit einem Stand vertreten. Mitarbeitende aus unterschiedlichen Projekten des LAMSA waren für alle interessierten Bürger*innen ansprechbar. Alle teilnehmenden Akteur*innen wie auch die Veranstaltenden hatten neben dem Gedenken an die Bombardierung ein gemeinsames Anliegen: Ein klares Bekenntnis gegen Rechts, gegen Intoleranz und Hass zum Ausdruck zu bringen. LAMSA machte sein Statement „NIE WIEDER muss garantiert sein!“ mit einem großen Transparent für alle gut sichtbar.


Wir stellen vor: Das Projekt 'Gesundheitssprachmittler*innen' nach oben

In diesem Newsletter möchten wir Ihnen das Projekt „Gesundheitssprachmittler*innen“ vorstellen. Für wen dieses Projekt Unterstützung bietet und welche Aufgaben es genau übernimmt, erfahren Sie in diesem Interview mit der Projektleiterin Minh Nguyet Nguyen. Vielen Dank für das Gespräch!

Wer findet beim Projekt „Gesundheitssprachmittler*innen“ Unterstützung und was bietet es an?

Unser Projekt bietet Unterstützung für Betroffene, Angehörige, medizinisches Fachpersonal und Einrichtungen des Gesundheitswesens durch Begleitung zu Terminen, Übersetzung von ärztlichen Gesprächen und mehr. Unsere Dienstleistungen umfassen nicht nur die Begleitung von Patient*innen zu medizinischen Terminen, sondern auch die präzise Übersetzung der Gespräche sowie die Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und Einverständniserklärungen. Darüber hinaus übernehmen unsere Mitarbeitenden auch sensible Aufgaben wie Schwangerschaftskonfliktberatung oder die Übersetzung von psychotherapeutischen Sitzungen. Dadurch können Diagnosen schneller gestellt, Gesundheitsrisiken reduziert und das Gesundheitssystem entlastet werden.

Welche Sprachen mittelt das Projekt? Werden Sprachen besonders oft angefragt?

Wir versuchen nach Möglichkeit, in alle angefragten Sprachen zu übersetzen, ggf. durch externe Dolmetscher*innen. Intern können wir mithilfe unserer Sprachmittler*innen Anfragen für die Übersetzung der Sprachen Arabisch, Englisch, Französisch, Georgisch, Kurdisch, Paschtu, Persisch (Dari, Farsi), Russisch, Ukrainisch und Urdu übernehmen. Die Sprachen, die besonders oft nachgefragt werden, sind in erster Linie Russisch und Ukrainisch, gefolgt von Arabisch, Persisch (Dari, Farsi) und Kurdisch.

Auf welchem Wege können Interessierte Kontakt aufnehmen?

Über die Hotline des Projektes „Sprachmittlung in Sachsen-Anhalt (SiSA)“ können Interessierte unter der Telefonnummer  0345/ 213 89 399 von Montag bis Freitag in der Zeit von 8.00 bis 16.00 Uhr anrufen. Man kann uns aber auch per E-Mail unter gesund@lamsa.de kontaktieren.

Wann ist die Hilfe der Gesundheitssprachmittler*innen besonders gefragt? Gibt es sehr herausfordernde Situationen?

Es gibt verschiedene Situationen, in denen unsere Hilfe besonders gefragt ist. Jeder Termin wird aus Sicht der Patent*innen oder Klient*innen als wichtig und dringend empfunden. Das reicht von dringender Hilfe beim Ausfüllen von Formularen bis hin zu Terminen im Krankenhaus oder bei Ärzt*innen und die Gesprächsübersetzung während psychotherapeutischer Sitzungen. Für uns wird es besonders herausfordernd, wenn wir gleichzeitig mehrere Anfragen erhalten, da unsere Kapazitäten begrenzt sind und wir nicht alle Termine begleiten können. Es fällt uns schwer, Termine abzusagen, aber manchmal ist es einfach nicht möglich, allen gerecht zu werden. Besonders schwierig sind Anfragen von Einrichtungen, die beispielsweise an Gemeinschaftsunterkünfte angeschlossen sind. Dort besteht nicht selten die Situation, dass keine persönlichen Daten wie die Telefonnummern der Klient*innen übermittelt werden dürfen. Wir können dann keine ordentliche Absprache vorab treffen. Dies führt möglicherweíse zu organisatorischen Missverständnissen.

Welche Erfahrungen haben dich im Rahmen des Projekts besonders beeindruckt?

Wir hatten mal einen Notfall, ein Mann war verunglückt und wurde in ein Städtisches Klinikum gebracht. Der Patient war kaum ansprechbar, verstand weder Deutsch, noch Russisch oder Ukrainisch. Das Klinikum kontaktierte uns über die SiSA- Hotline und erkundigte sich, ob wir kurzfristig eine*n Sprachmittler*in zur Verfügung hätten, der/die Georgisch spricht. Eine Krankenschwester der Klinik hörte heraus, dass der Patient Georgisch sprach. Unsere Sprachmittlerin fuhr umgehend in die Klinik, um den Chirurgen dort wertvolle Unterstützung zu bieten, sodass die Ärzte die lebensrettende Operation und die anschließende Behandlung durchführen konnten.

Wir freuen uns sehr über positive Rückmeldungen und Dankbarkeit seitens der Klient*innen zu unseren Einsätzen. Dies ist ein tolles Zeichen der Wertschätzung für die Leistungen unserer Sprachmittler*innen.

Wie viele Mitarbeitende hat das Projekt und an welchen Standorten sind diese tätig?

Die Gesundheitssprachmittlung agiert in Sachsen-Anhalt, daher haben wir Sprachmittler*innen an den Standorten Dessau-Roßlau, Halle (Saale) und Magdeburg. In Zahlen ausgedrückt sind es acht Sprachmittler*innen, eine Koordinatorin und eine Projektleiterin.

Seit wann gibt es das Projekt und welcher zeitliche Rahmen ist vorgesehen? 

Das Projekt ist am 1. Januar dieses Jahres gestartet und endet am 31. Dezember 2024. Wir streben aber natürlich eine Verlängerung an, um auch weiterhin zugewanderte Menschen, aber auch Fachkräfte im Gesundheitsbereich in Sachsen-Anhalt mit unseren Angeboten unterstützen zu können.

Was könnte helfen, um diese Art der Sprachmittlung noch effizienter zu machen?

Beim Einsatz der Sprachmittlung in medizinischen Einrichtungen müssen wir oft lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Der Einsatz von Sprachmittler*innen bei einem OP-Vorgespräch bspw. nimmt in der Regel vier bis sieben Stunden in Anspruch! Auch in Arztpraxen sind die Wartezeiten oft sehr lang für unsere Einsätze. Darüber hinaus möchten wir digitale Angebote wie Telefon- oder Videokonferenz-Sprachmittlung ausbauen. Hierbei sind wir auf die Bereitschaft der Arztpraxen angewiesen, um den Einsatz der Sprachmittlung bei medizinischer Versorgung im Umland ressourcenschonend und letztlich für viele weitere Menschen zu ermöglichen.

Das Projekt wird gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.


Pressemitteilungennach oben

Fünf  Pressemitteilungen wurden seit dem letzten Newsletter an Pressevertretende versendet. Sehr gern können Sie hier noch einmal alle Pressemitteilungen nachlesen.

Pressemitteilung vom 17. Juni 2024

Treffen ostdeutscher Ministerpräsidenten und Olaf Scholz - Migrant*innenorganisationen fordern Bekenntnis zu Migration, Teilhabe und gegen rechte Gewalt

Am 18. Juni treffen sich die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Bundesländer in Wittenberg, um über die Zukunft der Region zu beraten. Mit dabei: Bundeskanzler Olaf Scholz. In Anbetracht der jüngsten Wahlerfolge der AfD sind Migrant*innenorganisationen nicht nur besorgt,
sondern von den Ergebnissen dieser Wahlen unmittelbar betroffen. Die hier lebenden Migrant*innen brauchen eine sichere Zukunfts- und Bleibeperspektive. Daher ist es wichtig, dassdie folgenden Themen während des Treffens berücksichtigt werden.

2024_06_17_PM_LAMSA_Treffen ostdeutscher Ministerpräsidenten und Olaf Scholz - Migrant*innenorganisationen fordern Bekenntnis zu Migration, Teilhabe und gegen rechte Gewalt


Pressemitteilung vom 12. Juni 2024

Nach der Wahl - Gefahr schwindender demokratischer Werte

Die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt werfen ein bedenkliches Licht auf die politische Landschaft in unserem Land. Die die sowohl in Sachsen, Thüringen als auch in Sachsen-Anhalt vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei AfD hat einen erheblichen Wahlerfolg erzielt. Mit fast 30 Prozent der Stimmen in Sachsen-Anhalt auf kommunaler und landkreislicher Ebene sowie dem
Gewinn von 9 von 14 Landkreisen und kreisfreien Städten ist dies ein bitterer Tag für Werte wie Demokratie, Freiheit und Menschenrechte.

2024_06_12_PM_LAMSA_Nach der Wahl - Gefahr schwindender demokratischer Werte


Pressemitteilung vom 6. Juni 2024

Fanmeile am Tag der Offenen Gesellschaft

Bereits seit 2017 begeht die Initiative Offene Gesellschaft aus Berlin den so genannten Tag der offenen Gesellschaft. An jedem dritten Samstag im Juni stellen zahlreiche Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, aber auch Privatpersonen und Institutionen überall in Deutschland „Tische und Stühle raus“, um lokal und bundesweit ein Zeichen zu setzen für Vielfalt und Zusammenhalt. In diesem Jahr ist auch LAMSA erstmals Teil dieses Bündnisses und beteiligt sich mit einer eigenen Fanmeile.

2024_06_06_PM_LAMSA_Fanmeile am Tag der Offenen Gesellschaft


Pressemitteilung vom 1. März 2024

Zehn Menschen mit Migrationsgeschichte kandidieren bei den Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt am 9. Juni 2024.

Mehr als 7% der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt haben Migrationsgeschichte. Sie leben, arbeiten und lernen hier und prägen damit aktiv unsere Gesellschaft. Mamad Mohamad, Geschäftsführer des Landesnetzwerks Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) e.V., betont: „Allerdings sind diese 7% in den politischen Vertretungen auf kommunaler Ebene bisher kaum repräsentiert und somit von politischen Entscheidungen weitgehend ausgeschlossen.“ Mohamad fügt hinzu: „Dies zu ändern, ist unser erklärtes Ziel.“

2024_03_01_PM_LAMSA_KommunalwahlkandidatInnen mit Migrationsgeschichte


Pressemitteilung vom 22. Februar 2024

730 Tage Krieg in der Ukraine: Unser Mitgefühl für die Menschen aus der Ukraine.

Seit 730 Tagen herrscht Krieg in der Ukraine. Ein Krieg, der unzählige Menschen auch nach Sachsen-Anhalt vertrieben hat. Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) e. V. verfolgt mit Erschrecken den Verlauf dieses Vernichtungsgeschehens. Wir fühlen mit den Familien und Angehörigen, die in Sorge und Trauer hier leben.

2024_02_22_PM_LAMSA_730 Tage Krieg. Unser Mitgefühl für die Menschen aus der Ukraine


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Weitere Termine und Save the Dates

Sachsen-Anhalt-Tag vom 30. August bis zum 01. September 2024

Auch wir sind beim Sachsen-Anhalt-Tag in Stendal vertreten! Besuchen Sie unser Zelt. Eine Frage, die uns leitet, lautet: In welcher Gesellschaft will ich, wollen wir in Sachsen-Anhalt leben?" Lassen Sie sich überraschen!
https://sat2024.stendal.de/


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Redaktion: Judith Brademann, Johanna Huber, Mika Kaiyama, Yuliia Kohut, Dorothea Lucke, Zofia Singewald
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Redaktionsschluss: 2. Juli 2024